Aufgrund der internationalen Mobilität ist die soziokulturelle Diversität in den Gesundheitseinrichtungen der europäischen Länder so groß wie nie zuvor.
Das Fachpersonal im Gesundheitsbereich steht angesichts einer Vielzahl von Sprachen und Lebensstilen laufend vor neuen und komplexen Herausforderungen. Der neue interdisziplinäre Master-Lehrgang vermittelt fundiertes und praxisorientiertes Fachwissen aus der Medical Anthropology, Transkulturellen Psychiatrie, sowie der Gender- und Migrationsforschung. Der berufsbegleitende Lehrgang dauert 2,5 Jahre. Er wendet sich an Medizine:iInnen, Psycholog:innen, Pflegewissenschafter:innen, Ernährungswissenschafter:innen, Pharmazeut:innen, Soziolog:innen, Anthropolog:innen und Angehörige des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege, des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes (MTD), medizinisch-technischen Fachdienstes oder als Biomedizinische/r Analytiker:in, sowie an weitere Berufsgruppen und Studienabsolvent:innen in Sozialberufen oder in fachverwandten Berufen im Gesundheitswesen.
Die Absolvent:innen erwerben ein praxisnahes Wissen über den Einfluss von soziokulturellen Prägungen hinsichtlich Gesundheits- und Krankheitsverhalten sowie den Umgang mit dem Körper, über migrationsbedingte psychosoziale Belastungen und spezifische Gesundheitsprobleme von Migrant:innen, sowie deren Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der Behandlung. Ziel ist es, allen Patient:innen, ungeachtet ihres sozialen und kulturellen Hintergrundes sowie ihrer Sprachkompetenzen die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu Gesundheitseinrichtungen und eine gleich hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten.
Universitätslehrgang Transkulturelle Medizin und Diversity Care
Statements von TeilnehmerInnen zum Lehrgang für „Transkulturelle Medizin und Diversity Care“ (1. Kurs Oktober 2015 - Jänner 2018)
„Mit 67 Jahren gehöre ich zur Gruppe der älteren Teilnehmer:innen des Lehrganges. Ich übte den Beruf des Psychiaters und Psychotherapeuten aus, befinde mich im Übergang von Beendigung der aktiven Berufsausübung in Richtung Pensionsleben, eine Übergangszeit. In der ärztlichen Berufsausübung mit Schwerpunkt Psychiatrie waren im Kontakt mit Patient:innen, deren Angehörigen, Ärzt:innen und auch anderen Berufen und Funktionen die Themen Kultureller Hintergrund, Religion und Sprache immer von großer Wichtigkeit und großem Interesse.
Im Lehrgang erlebe ich eine nochmalige Erweiterung der bisherigen Berufserfahrungen mit neuem Wissen, lerne neue Kolleginnen und Kollegen kennen, geistig lebendige Menschen, mit unterschiedlichen Berufen, kosmopolitischer Herkunft und Haltung – eben Studierende! Ich verspüre ein angenehmes Gefühl wieder einen Studentenausweis zu haben, neu zu lernen, aber auch einer interessierten Zuhörerschaft Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Berufsleben mitteilen zu können, die zum Teil im ehemaligen Berufsumfeld nicht gewürdigt wurden (und auch von der Kollegenschaft solche zu erfahren). Auch dafür ist in diesem Lehrgang Platz. All das mit einer sehr herzlichen, weltoffenen und kompetenten Leitung und Referenten mit Freude an vertiefter Auseinandersetzung.
Der Lehrgang mit den dazugehörigen Menschen tut mir gut“ (Josef Bieber, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapeut; am 25. Mai 2016)
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„Jeder denkt und handelt in seiner Disziplin von der er oder sie natürlich am Besten Kenntnis hat, sei es ob Arzt/Ärztin, Ergotherapeut:in Physiotherapeut:in usw. Dieser Lehrgang „Transkulturelle Medizin und Diversity Care“ verstärkt das interdisziplinäre Denken und lässt ein weites Kontextfeld über Gesundheit, Krankheit, Migration und medizinische Anthropologie entstehen.
Zusätzlich lernt man Grundlagen über das Gesundheitssystem sowie die sozialmedizinischen Einrichtungen in Österreich. Dies bringt praktische Vorteile und ist aktueller denn je. Die Vortragenden kommen aus verschiedenen Fachgebieten (Mediziner ,Anthropologen aber auch Fachleuten aus der sozialmedizinischen Praxis.
Durch diesen Perspektivenwechsel lernt man Probleme, die mit Migration ,public health, med Anthroplogie usw zusammenhängen aus differenter Sicht zu lösen“ (Dr. med. Ernst Sehnal, Internist)
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„Unter den psychisch erkrankten Klient:innen, die ich betreue, befinden sich bislang nur einige wenige mit Migrationshintergrund. Jedoch merke ich, dass die Tendenz deutlich steigend ist. Als Ergotherapeutin beobachte und analysiere ich die Handlung eines Menschen in all seinen Lebensbereichen. Migrierte Klient:innen bieten mir hier eine besondere Herausforderung da die Motivation für deren Handlungen oft aus der deren Sozialisierung heraus eine ganz andere ist als ich voraussetze.
Ich möchte mehr über die kulturellen Hintergründe lernen, um die Motivation der migrierten Menschen für ihre Aktivität/Handlungen in den Lebensbereichen – Produktivität, Selbstversorgung und Freizeit besser verstehen zu können. Diese zu Verbessern bzw. wieder zu ermöglichen ist die Kernaufgabe meiner Tätigkeit als ErgotherapeutIn. Angehörigenarbeit ist, durch die engmaschige Versorgung unter anderem der Hausbesuche, ein zentrales Thema in meiner Arbeit. Die Dynamik der Familie kann förderlich, aber auch hemmend für die Handlungsfähigkeit der Klient:in sein. Somit ist das soziale Umfeld ein wichtiges Thema in der ergotherapeutischen Diagnostik und Intervention.
Neben neuen Inhalten interessiert mich auch sehr der Austausch und Diskussion mit Vertretern anderer Berufsgruppen, um meinen persönlichen und beruflichen Horizont zu erweitern“. (Christine Spevak, BSc, Ergotherapeutin)
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„Warum belege ich diesen Lehrgang? Die Antwort ist einfach und kurz in Worte zu fassen: Ich habe im Laufe meines Berufslebens und bei anderen Tätigkeiten bei mir und bei Anderen Defizite bei der Betreuung von und beim Umgang mit Menschen anderer Kulturen und Religionen bemerkt. Daher nehme ich die Gelegenheit wahr, durch die Teilnahme an diesem Lehrgang, eine zusätzliche Bewusstseinsbildung u.Bewusstseinserweiterung zu erreichen und damit zu einem besseren Verständnis dieser Menschen und ihrer Probleme zu kommen. Ich erwarte mir eine Erweiterung meines auf unsere Sitten und Kultur eingeengten Blickwinkels. Ich werde das als eine persönliche Bereicherung empfinden“. (Dr. med. Anton Landsiedl, Allgemeinmediziner).
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